27.12.1394
In der Nacht um 3 weckt uns Aspros, irgendwer spielt draußen am HerrMAN rum, – ich schrei den Typen erst mal zum Teufel und zeig ihm die Fäuste, er versteht und verzieht sich, – keine Ahnung, was der wollte.
Um 7 klingelt der Wecker, – ungewöhnlich, aber ja, – ist ja Grenztag heute.
Wegen der Unruhen im türkischen Kurdengebiet, das wir ein Stück durchqueren müssen, wollen wir nach der Grenze richtig Gas geben um das Gebiet zügig und weit hinter uns zu lassen, das ist der Plan, und der Grund für das frühe Aufstehen.
Gegen 9 Uhr fahren wir zur Grenze, die Abfertigung im Iran geht zügig und ohne Probleme.
Zunächst müssen wir ein paar Geldwechsler und Grenzhelfer abwimmeln, dann kanns losgehen, – zum Ausstempeln der Carnet de passage müssen wir „sinnigerweise“ nicht in die Halle für die Ausreise, sondern in die für die Einreise, – wir sind sofort dran und werden dann freundlich über zwei weitere Stationen „weitergereicht“, – ein Zöllner schaut sich mit uns die Fahrzeuge an, ein kurzer Blick in die Kabine reicht ihm, – durchsucht wird nichts, – dann geht der Zöllner mit uns zurück an die vorletzte Station, von dort begleitet uns jemand in das Gebäude rechts neben der Schranke zur Ausfahrt, hier wird das Carnet dann ausgestempelt, wir kriegen einen Handzettel und sind schon fertig.
Die Pässe kriegen wir drüben im Passagier-Terminal ausgestempelt, auch das geht problemlos.
Dann können wir durch, müssen allerdings vor dem Übertritt in die Türkei fast eine halbe Stunde warten, zwei Reisebusse stehen vor uns und halten den ganzen Betrieb auf.
Doch dann öffnet sich das Tor und wir fahren rüber.
In der türkischen Abfertigung gehen wir zunächst mit unseren Pässen nach vorne, an das kleine Zöllnerhäuschen, wir müssen ein wenig anstehen, es ist gerade Betrieb, dann kriegen wir unseren Ausreisestempel.
Direkt rechts neben dem Einfahrtstor ist der Schalter für die Fahrzeugeinfuhr, hier müssen wir die grüne Versicherungskarte vorzeigen und kriegen einen Eintrag in den Paß.
Natürlich müssen wir auch hier erst eine Zeit lang anstehen, – es ist bitterkalt hier draussen, ein eisiger Wind pfeift von den Bergen übers Land.
Ein Zöllner schaut auch hier kurz in die Kabine, nett und freundlich heißt er uns willkommen in seinem Land, – das wars dann schon.
Wir können weiter, kriegen nach etwa 100 Metern an einem kleinen Häuschen gegen Vorlage unserer Pässe einen kleinen weißen Zettel, den wir am Ausgang an der letzten Schranke wieder abgeben dürfen.
Dann sind wir durch.
Die Abfertigung selbst ist einfach und schnell, leider gibt es ein wenig Wartezeit, weil etwas mehr Betrieb ist, auf beiden Seiten dauert es etwa 1 Stunde, gegen 11.30 Uhr sind wir durch, und weil in der Türkei die Uhr um 1 1/2 Stunden zurückgedreht wird, ist es jetzt gerade 10 Uhr, – das ist doch nicht schlecht gelaufen.
Gezahlt haben wir an beiden Grenzen nichts, es wurden keinerlei Gebühren erhoben und auch nach der „sogenannten Dieselsteuer“, von der man immer wieder mal liest hat weder auf der iranischen noch auf der türkischen Seite jemand gesprochen.
Sie gibt es definitiv nicht !
Lediglich ein Schlepper hat uns angemacht und meinte, daß wir ohne ihn nie ohne diese Dieselsteuer rauskommen würden, – wir sind uns sicher, daß diese Jungs den Stein „Dieselsteuer“ erst ins Rollen bringen, um uns Reisende „abzugreifen“, – jagt sie einfach zum Teufel ! – und weigert Euch im Zweifel, etwas zu zahlen.
Mittlerweile ist der Himmel herrlich blau geworden, die Sonne strahlt und wärmt kräftig, allerdings nur hinter der Winschutzscheibe, draußen ist und bleibt es jämmerlich kalt, die Temperatur bewegt sich tagsüber zwischen 1 Grad plus und 3 Grad minus.
Wir gehen auf die 100, sie führt von hier quer durch die Türkei und endet nach 1.500 km in Istanbul, heute fahren wir über Dogubayazit und Agri nach Horasan und Erzurum, letztendlich bis Askale, sie ist hier meist zweispurig und recht gut ausgebaut, lediglich kurze Stücke sind etwas holprig oder brüchig.
Direkt hinter der Grenze empfängt uns auf der rechten Seite wieder der 5.137 m hohe Ararat, schneeweiß steht er vor dem stahlblauen Himmel, ein toller Anblick.
….und dieses schneeweiß wird uns auch den gesamten Tag begleiten, – im türkischen Hochland liegt der Winter in den letzten Zügen, – von Frühling ist hier noch nichts zu spüren.
In den Gebieten zwischen 1.300 und 1.700 mtr. ü.NN ist der Schnee bereits getaut, nur die Berge am Horizont sind noch schneebedeckt, über 1.700 mtr. liegen noch Schneereste in den Senken und an schattigen Stellen, über 2.000 mtr. ist noch tiefer Winter, bis 2.200 mtr. führt die Straße über einen Paß nach oben.
Auffallend viele Kasernen gibt es entlang der Straße, viel Militär und Polizei steht an fest eingerichteten Kontrollstellen, gepanzerte Fahrzeuge stehen daneben, die Soldaten sind schwer bewaffnet und tragen schußsichere Westen, zusätzlich sind immer wieder mobile Kontrollstellen eingerichtet, der Konflikt liegt spürbar in der Luft.
Uns hat man allerdings nicht angehalten, wir wurden jeweils durchgewunken.
Die Schnellstraße führt meist an den großen Städten vorbei, wir sehen sie aus der Ferne, – neben den alten Stadtkernen sind überall in den Außenbezirken moderne Hochhaussiedlungen entstanden, die Dörfer draußen auf dem Land sehen oft vernachlässigt aus, nur die neuartigen bunten Blechdächer bringen ein wenig Farbe in die Landschaft.
Zum Übernachten fahren wir hinter Erzurum weiter nach Askale, dort am Sportstadion haben wir schon im Dezember einen recht schönen Stellplatz gefunden, der Platz ist asphaltiert und ein wenig abseits der Straße. ( N 39° 55´21.2″ E 40° 42´20.0″ )
Tagesetappe: 356 km Gesamtstrecke: 18.553 km